23. Oktober 2017
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Blog, Geschichte
Aufzug BITTE!!!
Viel habe ich euch bereits über die Funktion des Aufzuges und dessen Technik erzählt. Aber wie funktionierte es mit dem Herbeirufen des Aufzugswärters? Was wenn dieser nicht auffindbar war? Wie orientierte man sich im Haus?
Der Mythos Hausmeister spielt dabei eine entscheidende Rolle!
Betrat man vor einiger Zeit ein Stiegenhaus, gab es die Instanz des Hausmeisters zu überwinden, in besserem Hause als Portier bezeichnet.
Ihm und seiner Familie oblag das Hüten und in Schuss halten des Gebäudes. Neben dem auch heute noch üblichen Stiegen waschen lagen jedoch auch eine Vielzahl an administrativen Tätigkeiten in seiner Zuständigkeit.
So galt es den Mietzins von den Hausparteien einzuheben, kleine Reparaturen am Haus durchzuführen, aber auch hausfremde Personen und Gäste im Auge zu haben.
Von der meist gleich nächst dem Haustore gelegenen Hausmeisterwohnung hatte man stehts einen guten Blick ins Foyer.
Kleine Fenster oder Türen mit Glasfenster stellten dies sicher.
So blieb ein Neuankömmling nicht lange unentdeckt und wurde auch meist sofort zur Rede gestellt.
Nebenbei entging den Portiersleuten keinerlei Besuche bei den Hausparteien. So war man immer informiert, wer mit wem verkehrte.
Über das Klingelbrett wurde sogleich Kontakt zur gewünschten Hauspartei aufgenommen, wenn der Besucher unbekannt war.
Das Klingelbrett
Moderne Sprechanlagen sind keine Erfindung der letzten Jahrzehnte.
Bereits Ende des 19. Jahrhundert dienten die sogenanten Klingelbretter zur Kommunikation mit Gästen oder Boten.
Als Werkzeug zur Kommunikation verfügten Klingelbretter bereits neben den elektrischen Rufleitungen in die entsprechenden Wohnungen oder Teile des Hauses über ein Sprechsystem. Diese heute meist nicht mehr erkennbaren Systeme bestanden bis ca 1910 aus Rohrleitungen mit Sprechtrichtern. In diesen Rohren wurde der Schall entsprechend weitergeleitet.
Jeder hat sicher schon einmal in einen langen Gartenschlauch gesprochen. So funktionierte es auch hier.
Nach 1910 wurde dieses System von Lautsprecher und Mikrofon abgelöst.
Meist gab es auch nur eine Sprechstelle pro Stockwerk am Gang. Der oder die Bedienstete musste also auf den Korridor um Kontakt mit dem Bittsteller aufnehmen zu können.
Und diese formschönen Zeugenisse der frühen Elektroindustrie haben mehr mit Aufzügen zu tun als man denkt.
Das Klingelbrett diente nämlich auch zur Orientierung in den Etagen. Der Aufzug zwängte jedes Haus in ein fixes Schema aus Stockwerken. Das Klingelbrett als Miniaturabbildung des Hauses machte dies sichtbar.
Schnell wusste man welche Etage bei Knopfdruck anzusteuern war. Und im Falle, dass der Portier zum Steuern des Liftes benötigt wurde, konnte auch dieser mit prominent platziertem Rufknopf auf der Tafel herbeigerufen werden.
War für Lieferanten oder Dienstboten der Aufzug Tabu, so stand laut Benutzungsvorschrift derselbe den Hausparteien und dessen Gästen zur freien Benützung.
Jedoch gab es fixe Zeiten, welche den Betrieb des Aufzuges regelten.
In der Regel von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends.
Ausserhalb dieser Zeit wurde in Ausnahmefällen eine Auffahrt gestattet, was aber auch dementsprechend zu honorieren war.
Hier ein kleiner Auszug aus der originalen Mittteilung für die Benutzung des Aufzuges: