Die Attraktion des Hauses
Dürfen meine Kolleginnen auch einmal mitfahren?
Solche Fragen bekamen Franz und ich an diesem Tag öfter zu hören.
Und das freute uns auch! Denn wir hatten zum „OPEN ELEVATOR“ für alle Bewohner des Hauses geladen.
Im Laufe der vergangenen Wochen trat ein, was keiner zuvor geglaubt hatte.
Unser Projektaufzug welcher zur Demontage steht, konnte wieder zum Leben erweckt werden. Gute Grundsubstanz und viele Arbeitsstunden brachten diesen Erfolg.
Dies blieb natürlich auch den Bewohnern des Hauses nicht verborgen.
Immer wieder surrte die alte Maschine im Keller und versprühte einen heimeligen, einer Nähmaschine ähnlichen Klang.
Der Lichtschein durch die geätzten Glasfenster der Kabine zog die Blicke auf sich.
Und auch so mancher Besucher des Weinstübchens im Haus stattete uns am Weg zum am Gang gelegenen WC einen Besuch ab.
Dieses Interesse ist eines der schönsten Momente bei der „Arbeit“.
Schließlich ist es ja unser Ziel das Wissen über die Geschichte und Konstruktion der Aufzüge weiterzugeben.
Also warum nicht ein kleines Fest für alle im Haus veranstalten, um Ihren alten Lift noch einmal erleben zu können?
Die Idee vom OPEN ELEVATOR war geboren!
Ein Stiegenhaus, welches sonst recht triest wirken kann, sollte den Charakter eines Geburtstagsfestes bekommen.
Inspiriert von einer Veranstaltung in Budapest, die alljährlich historische Gebäude zugänglich macht, ging es ans planen.
Im Mittelpunkt stand natürlich der Aufzug.
Einmal noch emporschweben dürfen und dabei erleben, wie es damals war, das Aufzugfahren.
Aber auch hinter die Kulissen sollte man blicken dürfen.
Eine kleine Ausstellung im Parterre könnte zudem das Ganze ergänzen.
Seid nun unsere Gäste und folgt uns auf einer kleinen Tour durch das Haus.
Unser lieber Franz empfing die Interessierten im Parterre und führte fachkundig in die Materie der Konstruktion der Anlage ein.
Danach ging es weiter in den Triebwerksraum im Keller.
Mit entsprechendem Respektabstand und wachenden Augen von Ragnar konnte hier die Maschine bei der Arbeit betrachtet werden.
Fachkundige Erklärung inklusive!
Originale Schaltpläne und betriebliche Vorschriften von seinerzeit vermittelten zudem, wie die Arbeit des Aufzugswärters bei der Revision ablief.
Und dann ging es weiter nach oben.
Ich empfing die jeweils drei Fahrgäste bei offener Türe. Vier Personen inklusive Bedienpersonal war es möglich gleichzeitig zu befördern.
Gemütlich wurde es in dem kleinen Zimmer aus Holz nachdem die Türen geschlossen waren. Nur mehr der Schein einer 15W Glühlampe tauchte den Raum in wärmendes Licht.
Auf ein Ziehen am Seil meinerseits hin begannen wir uns zu bewegen.
Vom leisen Knarzen des Holzes und dem Schleifen der Stromabnehmer begleitet ging es nach oben.
Stromabnehmer? Richtig gelesen!
Bei diesem Aufzug wird der Strom für das Kabinenlicht über diese zugeleitet. So wie es auch bei einem O-Bus der Fall ist.
Durch den teilweise schlechten Kontakt ergab sich daher ein Flackern der Beleuchtung, welches der Fahrt einen Hauch von Geisterbahn verlieh.
Doch die Passagiere nahmen es heiter und gelassen.
Sanft stoppten wir im Dachgeschoss und betraten über eine hölzerne Wendeltreppe den Dachboden.
Die eindrucksvolle Konstruktion des Dachgebälks stahl hier dem Tragrollenraum fast die Show.
Als sich allerdings die Räder zu drehen begannen, war die Aufmerksamkeit schnell wieder beim Aufzug.
Mit Wehmut verabschiedeten wir nach einer Vielzahl von Fahrten die letzten Neugierigen. Ein kleines Gruppenfoto zum Abschied läutete schließlich das Ende einer wunderschönen Veranstaltung ein.
Doch es sollte nicht die letzte Fahrt gewesen sein.
Durch dieses kleine Fest ergab sich so manche neue Begegnung.
Mehr dazu beim nächsten Mal.
Danke an alle Besucher und fleißigen Helfer an diesem Tag!
LG Franz, Ragnar und Christian