Eine WG mit Aufzug
Zwar nicht mehr im Stiegenhaus aber dafür an der Wand.
Vor einer Woche zerlegten wir die Liftkabine im Haus.
Mit Kaffee und Selbstgebackenem wurden wir liebevoll versorgt.
Mit einem kleinen Geschenk wollten wir Danke sagen.
Es ist jedesmal das Schönste wenn die Bewohner eines Hauses in unsere Projekte hineinwachsen.
So auch beim Lift im Nibelungenviertel in Wien Fünfhaus.
„Was passiert denn nun mit dem Aufzug“ oder „Repariert Ihr ihn leicht?“ sind die am häufigsten gestellten Fragen.
Aus einem bloßen Vorübergehen entsteht sogleich ein Tratsch, wie es auf gut Wienerisch heißt.
So sprach uns auch Georg aus der WG im ersten Stock an.
„Ma, bin I froh dass der ned weggeschmissen wird!“ sagte er erleichtert, als ich Ihm vom Aufzugmuseum erzählte.
Er und seine WG KollegInnen planten schon selbst Hand anzulegen bevor die Kabine im Müll landen sollte.
Spontan luden wir Georg auf eine letzte Fahrt ein.
Etwas später klopften wir an die Tür im ersten Stock. Katja, Georgs Mitbewohnerin, machte uns auf.
Es roch herrlich nach frischer Bäckerei.
„Kommt doch rein, der Georg ist gleich da.“
Prompt bekamen wir ein paar frische Kekse angeboten. Den Kaffee gab es gleich dazu.
Wir plauderten über uns und was wir sonst noch so machen – außer Lifte ausbauen.
Es fühlte sich an, als würden wir uns schon lange kennen.
Dann ging es aufwärts mit dem Lift. Neben Georg wagte sich auch Katja in die Kabine.
Ragnar gab den Liftboy, ich begab mich auf die Stiegen.
Ein Kurzer Druck auf die Bedienarmatur, und das Vehikel startete los.
Zügig und nur vom regelmäßigen Klacken der Mechanik begleitet ging es nach oben.
Eine Etage nach der anderen flog vorbei.
Im vierten Stock schließlich machte der spontane Ruck des Anhaltens alle um ein paar Zentimeter größer. Zumindest für ein paar Sekundenbruchteile.
Oben angekommen gab es noch eine kleine Besichtigung des Triebwerksraumes.
„So Führungen könnte ich stundenlang machen,“ meinte ich scherzhalber in die Runde.
Nun überlegten Ragnar und ich, was wir der interessierten WG nach dem Ausbau „ihres“ Liftes da lassen könnten.
Die Idee: ein von uns signiertes Foto von Ihrem alten Aufzug als Andenken.
In der Woche drauf fanden wir beide uns wieder vor der Türe im ersten Stock ein.
Katja öffnete uns. Die Freude war groß!
„Ich habe mir eh überlegt das 1.Stock Schild von der Lifttür noch als Souvenir abzunehmen“ meinte Katja.
„Na gut dass wir euch das Foto gemacht haben“ sagte ich darauf mit einem Lachen.
Ihr müsst nämlich wissen, wir waren sehr gründlich beim Abmontieren im Schacht.
Alles Liebe und bis demnächst
Christian