Entdeckungsreise nach Budapest - Wiener Aufzug Museum
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Entdeckungsreise nach Budapest

Es ist Anfang Mai.
Die Veranstaltung Budapest100 öffnet wieder einmal die Haustore der prächtigen Jugendstilbauten unserer Nachbarstadt.
Und für uns beginnt dort eine (vielversprechende) Spurensuche nach Aufzugsgeschichte(n).

 

Das Team vor dem Lift

Das_Team_vor_einem_Budapester_Lift

 

 

Wien und Budapest werden sehr oft als Schwesterstädte bezeichnet.
Nicht nur weil sie beide an der Donau liegen, sondern auch weil sie städtebaulich und architektonisch einander sehr nahe sind.

Mit Ausrufung der K&K Monarchie stieg das Ansehen Budapests in Europa.
Prächtige repräsentative Wohn-, Geschäfts- und Verwaltungsbauten sind damals entstanden.
Die Geschossanzahl der Gebäude erreichte Ende des 19. Jahrhunderts fünf oder gar sechs Etagen. So wurde langsam auch die Nachfrage nach der neuen bequemen Aufzugstechnik immer lauter.

Neben ungarischen und internationalen Aufzugsherstellern traten auch die Wiener Firmen A. Freissler und F. Wertheim & Comp. in den Markt ein, und beginnen Anfang des 20. Jahrhunderts sogar eigene Fabriken in Budapest zu errichten.

 

Original_Wertheim_Schild_in_Budapest

Original_Wertheim_Schild_in_Budapest

 

Original_Freissler_Schild_an_einem_Aufzug_in_Wien

Original_Freissler_Schild_an_einem_Aufzug_in_Wien

 

Die Tatsache des umfangreichen Gebäudebestandes aus der Zeit bis 1914 und die lange Zeit des Kommunismus, ließen uns auf eine hohe Anzahl an originalen Aufzügen hoffen.

Die alljährliche Veranstaltung Budapest100 bot hierfür ja den geeigneten Rahmen.
Bereits seit mehreren Jahren findet dieses Fest der 100 jährigen Häuser, wie man es übersetzt nennen könnte, bereits statt.

Besonders gelungen finde ich an dieser Initiative, das auch die Bewohner der ausgewählten Gebäude in den Event mit eingebunden werden.
Ansässige Künstler zeigen Ihre Arbeiten, und kleine alteingesessene Betriebe öffnen ihre Räumlichkeiten.

 

Typisch_Budapest100_treiben_in_einem_Innenhof

Typisches_Budapest100_treiben_in_einem_Innenhof

 

Schon bei der Ankunft am Budapester Ostbahnhof Keleti waren wir fasziniert vom imperialen Flair dieser Stadt. Gleichzeitig aber auch überrascht wie sanierungsbedürftig die Fassaden der Wohnhäuser waren.

Dies resultiert daher, das mit Ende der Sowjetunion viele Wohnungen in Wohnungseigentum umgewandelt wurden. Auf eine Regelung wie die Erhaltung von Allgemeinbereichen und Fassaden geregelt wird, wurde aber „vergessen“.
Das Ergebnis sind beeindruckende aber auch traurige Bilder. Vor allem in den heute weniger noblen Straßenzügen.

 

Trauriger_Zustand_eines_Budapester_Jugendstilhauses

Trauriger_Zustand_eines_Budapester_Jugendstilhauses

 

Trauriger_Zustand_eines_Budapester_Jugendstilhauses

Trauriger_Zustand_eines_Budapester_Jugendstilhauses

 

Allerdings fiel uns ebenfalls das bemühen der Stadtverwaltung zum Erhalt des historischen Stadtbildes auf.
Ganze Gebäude der Sowjetzeit welche über Jahrzehnte das Stadtbild verschandelten werden geschliffen, um original rekonstruierten Fassaden Platz zu machen.

Ebenfalls mit dem verwendeten Stadtmobiliar wie Lichtmasten, WC-Anlagen und Geländern wird sehr auf die Umbgebung Rücksicht genommen.
Das Ergebnis lässt einen eintauchen in das Budapest um 1900.

 

Originalfotografie Foto: Budapest100 Archiv

Originalfotografie
Foto: Budapest100 Archiv

 

selbiges_Gebäude_heute

selbiges_Gebäude_heute

 

Aufzüge

 

Überrascht waren wir auch bei den noch vorhandenen Aufzügen.
So sehr wir angesichts des Fassadenzustandes auf originale Substanz bei Aufzügen gehofft haben, die Sowjetzeit hatte den Aufzügen ihren Stempel aufgedrückt.

In fast jedem Haus begrüßte uns ein Stahlkoloss russischer Einheitsbauweise.

 

Und_ständig_grüßt_die_Sowjetunion

Und_ständig_grüßt_die_Sowjetunion

 

Auf alten Fotografien lies sich die Eleganz der damaligen Zeit nur mehr erahnen.

 

Fotografie_einer_Aufzugsanlage_1910

Fotografie_einer_Aufzugsanlage_1910 Foto: Budapest100 Archiv  

 

Fotografie_einer_Aufzugsanlage_1906 Foto: Budapest100 Archiv

Fotografie_einer_Aufzugsanlage_1906
Foto: Budapest100 Archiv

 

Es war zwar nicht das, was wir erwartet hätten, aber der abenteuerliche Erhaltungszustand so manches Aufzuges machte das wieder wett.

Interessant ist aber, dass diese Aufzüge bereits bei Ihrer Errichtung in den 1960er und 70er Jahren standardmäßig mit Innentüren ausgestattet waren.

 

Innentüren_eines_60er_Jahre_Aufzuges

Innentüren_eines_60er_Jahre_Aufzuges

 

Doch es stellte sich heraus das einzelne Kabinen und Schachtumwehrungen originaler Jugendstil Aufzüge ebenfalls erhalten blieben. Mehr oder weniger modernisiert.

 

Original_Aufzugskabine_im_venizianischen_Stil

Original_Aufzugskabine_im_venizianischen_Stil

 

Original_Stahl/Glas_Aufzugschacht

Original_Stahl/Glas_Aufzugschacht

Und auch ausser Betrieb stehende Altanlagen ließen sich auffinden, doch Hinweis auf eine Herstellerfirma fanden sich keine.

 

Ausser_Betrieb_stehende_Altanlage

Ausser_Betrieb_stehende_Altanlage

 

Stiegenhäuser

 

Neben den Aufzügen galt unsere Aufmerksamkeit auch den Stiegenhäusern der Stadt.
Dabei fiel uns besonders auf, das von den Wohnhäusern aus der Monarchie keines ohne ein sogenanntes Dienstboten Stiegenhaus errichtet wurde. Dies meist viel schmäleren Treppenhäuser sollten den vertikalen Verkehr zwischen Herschafft und Dienstboten strikt trennen.
Eine Besonderheit die in Wien nur sehr selten anzutreffen ist.

 

Hauptstiegenhaus_rechts,_Dienstbotenstiege_Links

Hauptstiegenhaus_rechts,_Dienstbotenstiege_Links

 

Die nächste Besonderheit bringt die Situierung der Stiegenhäuser. Die Zugänge der Wohnungen sind als offene Galleriegänge ausgeführt welche sich im Innenhof der Häuser befinden.
Einzig das Haupttreppenhaus ist geschlossen und mit Fenstern versehen. In diesem Bereich ist auch wenn original mitgeplant, der Aufzug zu finden.

 

BP100 2018 10 (1 von 1)

Typische_offene_Stiegenhaus_Gallieriegänge

 

In den insgesamt nur zwei Tagen legten wir sicher ähnlich viele Höhenmeter zurück wie Hochalpinisten. Duzende Häuser wurden von uns besucht und unter die Lupe genommen.

Budapest ist auf jeden Fall eine Reise Wert, und für uns war es sicher nicht die letzte.

 

Falls Ihr nun auch Lust bekommen habt, schaut auf die offizielle Webseite von Budapest100.